Hallo zusammen,
erstmal tut es mir leid das ihr solange nichts mehr von mir lesen konntet. Die letzten zwei Wochen war sehr viel los und wenn ich mal im Internet bin dann reicht die Zeit meist nicht um einen schönen Blogeintrag zu machen. Aber ich hab mir gedacht, damit ihr soweit immer auf dem laufenden seit schreibe ich jetzt öfters dafür nicht so ausführlich und lange.
Im Familienhaus:
Die erste Zeit war schwer für mich. Ich war gesundheitlich ziemlich angeschlagen und mit den neuen Herausforderungen schlichtweg überfordert. Das Leben im Familienhaus und die Arbeit im Zentrum brachte ich einfach nicht unter einen Hut. Da ich mich zudem noch mit einer leichten Mandelentzündung rumgeschlagen habe brauchte ich erstmal ein paar Tage Ruhe.
So blieb ich bis Dienstag "Zuhause" und kurierte mich aus.
Aber keine Angst, schon Anfang der Woche war ich wieder fit und auch psychisch konnte und wollte ich mich dem nächsten Bereich stellen: Der Zentrumsarbeit.
Kurz möchte ich euch einen Einsatz berichten:
Ein Mädchen aus der Nachbarschaft, was regelmäßig zum Fußballspielen in die CENA kommt, hatte Geburtstag. Mit ihren 14 Jahren hatte sie noch nie eine richtige Geburtstagsfeier gehabt und die Missionare organisierten für sie ein kleines Fest.
Abends um halb acht nahm uns einer der Missionare mit und nach ca. 15 Minuten Fußweg durch eines der berühmtberüchtigten Drogenviertel kamen wir in der "Wohnung" des Mädchens an. Es waren lediglich zwei Zimmerchen die keine 20 m² in Anspruch nahmen und in denen 5 Personen wohnen.
Es war wirklich krass. Die ca. 30 Leute die gekommen waren mussten sich alle im engen Hausflur versammeln.
Die Kinder die kamen, waren ungefähr im gleichen Alter des Geburtstagskindes oder auch jünger. Erschreckend zu sehen war, das fast alle schon einen Partner hatten und das natürlich auch zur Schau stellten. Gerade die Mädels habe ich mir besonders zu Herzen genommen. Alle Bauchfrei, hohe Schuhe auf denen sie kaum laufen konnten, geschminkt, gepierct, am rauchen und rumknutschen. Am liebsten hätte ich einmal laut gerufen: Ihr seid doch noch Kinder!
Was aber noch schockierender zu sehen ist, in welchen Verhältnissen die Kinder aufwachsen. Wie sollte es ihnen wenn sie älter sind besser gehen?
Super war, das der Missionar der uns mitgenommen hatte die Gelegenheit zum evangelisieren nutzte. Alle dreißig Gäste waren ruhig als er anfing aus der Bibel zu lesen und von Jesus zu erzählen. Am Schluss fragte er dann das Mädchen was Geburtstag hatte, ob es Jesus in sein Herz aufnehmen wolle und ihm die Führung ihres Lebens übergibt, Sie wollte! Gemeinsam segneten wir und beglückwünschten wir sie. Es war ein schöner Moment und das wird mir wirklich in Erinnerung bleiben.
Auf dem Rückweg (so um halb zehn) tauschten wir uns über das erlebte aus und nebenbei wurde mir erzählt was die Kinder den Missionaren so anvertraut hatten, z.b. das auf der Kreuzung (auf der wir uns indem Moment befanden) eine Woche zuvor ein 11-Jähriger Junge von einem Polizisten erschossen worden ist. Mit der Pistole im Mund und wie es hieß, ohne jeglichen Grund.
Wie schon geschrieben war das Viertel durch das wir liefen, nicht sehr ungefährlich und in meinem leben habe ich auch noch nie soviele Prostituierte und vorallem Transvestiten gesehen. Langsam dämmerte mir was Randgruppenarbeit wirklich bedeutete.
Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick, in einen von vielen Bereichen der Zentrumsarbeit, geben.
Es gibt natürlich einen regelmäßigen Wochenplan, wann welche Einsätze und Veranstaltungen im Haus stattfinden.
Montag: Die Straßenkinder kommen
Dienstag: Gottesdienst für die Missionare / Putzen
Mittwoch: Die Straßenkinder kommen
Donnerstag: Nachbarskinder
Freitag: Obdachlosenspeisung
Ich habe schon einige Bereiche kennengelernt und viele Eindrücke gesammelt. Demnächst werde ich euch mehr berichten.
Vielen Dank für eure lieben Kommentare. Ich kann kaum glauben das ich in 2 1/2 Wochen wieder in Deutschland sein werde. Die Zeit ist so schnell vergangen, aber ich freue mich drauf euch viel zu erzählen und Bilder zu zeigen. ;-)
Liebe Grüße und Gottes Segen
Judith
Sonntag, 10. August 2008
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3 Kommentare:
Das Verstehe ich nicht. Wie soll man so was verarbeiten? Das würde mich schlicht überfordern. Ich meine, was macht man denn mit den ganzen Fragen, die einem in den Sinn kommen? Gibt es da Leute, die darauf Antworten haben?
Liebe Grüße aus Garmisch
Dirk Deichmann
Ich bin ja so froh wieder was von dir gehört zu haben...
Ich muss dem Dirk recht geben und hoffe das du mit den ganzen Eindrücken zurecht kommst!
Freu mich aber auch total die vielen Geschichten zu hören von dir, ich finde es jetzt echt total schade das ich nicht mit nach lindau kommen kann (mit Tesa) wegen meinem Praktikum...das ist echt blöd gelaufen!!
Wünsche dir aber noch schöne 2 1/2 Wochen...
Lieb dich deine Berna
Hallo Judith
Von mir erstmal ein ganz dicken "Hug" (wie man bei uns mittlerweile zu pflegen sagt). Fühl dich von mir gedrückt und in den Arm genommen. Ich wünsche du wirst die 1 1/2 Wochen jetzt noch eine gute Zeit hast und auch wirklich dann loslassen kannst.
Wir werden uns leider nicht mehr nach deiner Ankunft sehen. Derzeit sind wir bis 10. September wieder in Deutschland um einige Seminare zu besuchen. Wir müssen aber leider direkt wieder ohne Umweg nach Ungarn zurück, weil dann die FSJler mit uns offiziell starten. Allerdings haben wir Skype eingerichtet und du kannst ja mal Dad fragen, wie man uns erreicht.
Ich wünsche dir eine gesegnete restliche Zeit in Brasilien und einen guten Start in Good Old Germany.
Adios Admigo
Dein Jonathan (und Jessie natürlich auch :-)
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