Nachdem ich alles probiert hatte und Südafrika nicht mehr in Frage kam musste ich mich entscheiden: Ein anderes Land oder arbeiten in Deutschland. Im Internet stieß ich dann durch die Allianz-Mission auf das Projekt der CENA in Brasilien. Da die Rahmenbedingungen meiner Schule mit der Arbeit übereinstimmten, entschloss ich mich an meinem Plan festzuhalten und meinem Auslandswunsch hinterher zu gehen.
Brasilien: was wusste ich über dieses Land? Sehr warm, sehr exotisch und von der Landschaft hinreißend, offene und herzliche Menschen,... Das hörte sich doch sehr gut an, warum also nicht?!
Nach einiger Zeit merkte ich, das sich zwar alles sehr schön anhörte aber doch einige Herausforderungen damit verbunden waren. Vor allem die Sprache würde mir zu schaffen machen das war mir klar und auch die Kultur ist so ganz anders als die in Deutschland. Das erste mal und dann noch alleine eine so große Reise zu machen schreckte mich schon ein wenig ab, aber war ich wirklich alleine?
Zwei Wochen vor meinem Abflug verabschiedete ich eine Freundin von mir die selbst für 3 Monate ins Ausland ging, nach Afrika!!! Wieso?! fragte ich mich ständig, ging ich nach Brasilien wenn ich doch unbedingt auf den anderen Kontinent wollte? Diese Gedanken ließen mich nicht los, ich wusste nicht was mich in Südamerika erwarten würde und schob die Frage deswegen vor mich hin. Zwei Wochen nachdem ich schließlich in Juquitiba war, merkte ich innerliche Unruhe und die gleiche Frage drängte sich in mir auf die ich mir die Zeit davor ständig gestellt hatte:
Warum war ich hier?
Auf der Fazenda gehört es zum regelmäßigen Tagesablauf, "Stille Zeit" zu machen, das hieß eine Stunde für sich und Gott zu haben. Zu beten, in der Bibel zu lesen und sich selbstverständlich auch mit den Dingen zu konfrontieren die einen hierher gebracht hatten. Für jeden war klar: Ich gehe hier nicht mehr so weg wie ich gekommen bin. Für mich auch?
Eines meiner Ziele für diese Zeit war, mich verändern zu lassen, von Menschen und von Gott. Das hat folgenden Grund:
Seit einem Jahr lebe ich in München im Wohnheim, zum ersten Mal alleine. Diese Zeit war eine der lustigsten überhaupt und ich bin von total lieben Mädels umgeben, aber was ich in dieser Zeit ziemlich vernachlässigte war meine Beziehung zu Gott. Ich hatte viele Tiefpunkte und erst als ich völlig am Boden war bittete ich ihn um Hilfe und das er mich doch wieder rausholen sollte. Menschen konnten mir in diesen Lagen nicht helfen, das merkte ich sehr schnell und doch klammerte ich mich von neuem an Freunde, meine Familie und meinen Freund, mit der Folge das ich wieder fiel und immer mehr meines Selbstvertrauens kaputt ging, mein Glaube schrumpfte und meine schulischen Erfolge nachließen.
Sollte es im nächsten Schuljahr genauso weitergehen?
Die Fazenda in Juquitiba wird nicht offiziell als Reha-Farm bezeichnet sondern als "Haus der Hilfe" und intern als "Lebensschule"! War ich hier nicht genau richtig?
Es gibt ein Lied welches wir häufig im Gottesdienst gesungen haben, es ist mir unglaublich nah gegangen und drückt eigentlich genau das aus was ich hier erleben will:
Herr, erforsche und erkenne mich.
"Zerbrich" mein Herz.
Verändere mich deinem Wort entsprechend und
fülle mich, bis man in mir nur noch dich erkennt.
Und dann, gebrauche mich, oh Herr.
Gebrauche mich,
wie einen Leuchtturm, der in der Nacht leuchtet;
wie eine Brücke über dem Wasser;
wie ein Schutz in der Wüste;
wie ein Pfeil, der das Ziel trifft.
Ich möchte gebraucht werden in der Art und
Weise wie es dich ehrt, zu jeder Stunde und an jedem Ort.
Da ist mein Leben, gebrauche mich, Herr.
Erkenne mich, zerbrich mich, verändere mich, fülle mich und gebrauche mich, Herr.
Endlich weiß ich das mich Gott genau hier haben wollte. Wäre ich jetzt in Afrika, hätte ich mich wirklich mit meinen Problemen und mir selbst auseinandergesetzt?
Natürlich ist diese innere Veränderung mit vielen Kämpfen verbunden und wer weiß ob ich diese alle überwunden habe bis ich wieder in Deutschland bin, aber wisst ihr was? Ich weiß das ich diese "Erneuerung" nicht alleine durchgehen muss und wenn ich falle dann nicht tiefer als in Gottes Hand. Ist das nicht tröstlich zu wissen?!
" Denn ich bin der Herr, dein Gott;
ich fasse dich bei der Hand und sage zu dir:
Fürchte dich nicht, ich selbst ich helfe dir!"
(Jesaja 41,13)
Deus abencoe vocè , Gott segne dich